Neuer Glanz für das Siemensbahn-Viadukt

Siemensbahn Viadukt, Foto VBB (Sebastian Elm)
Siemensbahn Viadukt, Foto VBB (Sebastian Elm)

Der Neustart der Berliner Siemensbahn ist seit Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung für die Vor-, Entwurfs- und Genehmigungsplanung durch das Land Berlin Ende Oktober 2020 in Vorbereitung.

Die historische Strecke ist 4,5 km lang und führt von Jungfernheide nach Gartenfeld. Sie ist in drei Abschnitte gegliedert: Zentral ist das markante historische Stahlviadukt, nach Nordwesten schließt der bestehende Bahndamm Richtung Gartenfeld an, vom Viadukt Richtung Südosten erfolgt über zwei Spreequerungen die Anbindung nach Jungfernheide.

Dieses Projekt hat den besonderen Vorteil, eine vorhandene Strecke nach entsprechenden Instandsetzungsarbeiten wieder in Betrieb zu nehmen. Bahnbrachen werden aufgelöst und so kann die Wohnqualität an der Strecke gesteigert werden, etwa indem stillgelegte Bahnhöfe sich zu offenen Begegnungsstätten entwickeln oder das markante historische Viadukt rechts und links vom Bahnhof Wernerwerk einen frischen Anstrich bekommt.

Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto VBB (Sebastian Elm)
Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto VBB (Sebastian Elm)
Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto DB Netz AG (Dorothee Blendin)
Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto DB Netz AG (Dorothee Blendin)
Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto DB Netz AG (Dorothee Blendin)
Siemensbahn Viadukt Musterflächen, Foto DB Netz AG (Dorothee Blendin)

Nach knapp 50 Jahren ist dies auch dringend notwendig: Im Jahr 1980 fuhr die letzte S-Bahn über das Viadukt. Danach wurde es sich selbst überlassen. Der Lack vom fast 100 Jahre altem Viadukt ist längst ab. Zum letzten Mal wurde es 1972 von der VEB Lackfabrik Berlin erneuert. Nur wenige Stellen lassen noch erkennen, dass das Viadukt einst im strahlenden Blau glänzte.

Und dabei war das an der Oberfläche sichtbare blau nur eine von wahrscheinlich vier Farbschichten: Es kommen im Brückenbau immer mehrschichtige Farbauftragungen zum Einsatz. In der Regel besteht ein System, dass den hohen Anforderungen von Brücken (lange Standzeit, wechselnde Temperaturen, freie Bewitterung etc.) gerecht werden soll aus mindestens vier Farbschichten. Damals wurde für zwei der unteren, nicht sichtbaren Farbschichten eine Farbmischung mit Blei verwendet. Dies ist einer der Gründe, warum sich das Viadukt heute noch in so einem guten Zustand befindet.

Aus Gründen der Umweltverträglichkeit ist Blei heute nicht mehr zulässig und wird durch Zinkstaub oder Zinkphosphat ersetzt. Diese Farbmischungen halten in der Regel bis zu 25 Jahren. Die Hersteller pilotieren aktuell neue Farbsysteme, um die Haltbarkeit auf 40 Jahre zu steigern. Ein Pilot dabei ist das Stahlviadukt der Siemensbahn. Dafür prüfen drei Spezialfirmen für Lacke im Auftrag der DB Netz AG, welche Mischung für einen Neuanstrich des Viadukts in Frage kommen kann. Im November wurden dazu jeweils an einem Stahlpfeiler und einem Bereich des Überbaus Musterflächen mit verschiedenen Farbmischungen angelegt. Das Anlegen von Musterflächen ist bei einer Neubeschichtung alter Bauwerke immer erforderlich.

An diesen Musterflächen sind verschiedene Korrosionsschutzfarben auf dem Viadukt angebracht. Die Firmen beobachten jetzt ein Jahr lang, wie die Farbschichten auf dem nicht mehr ganz glatten Untergrund und den Resten der alten Beschichtung haften. Nach einem Jahr Sonne und Regen wird dann im nächsten Herbst getestet wie gut sich die Korrosionsschutzfarben mit den Bedingungen am Viadukt arrangiert haben.

Die Korrosionsschutzfarben sagen noch nichts darüber aus, welche sichtbare Farbe das Viadukt zukünftig erhalten wird. Diese Entscheidung wird im Rahmen der Instandsetzung u.a. mit dem Denkmalschutz geklärt werden. Darüber, welche Farbe das Viadukt haben wird, wenn die Siemensbahn wieder rollt, kann daher heute erstmal nur spekuliert werden.

Siemensbahn Viadukt Anstrich Musterflächen, Foto VBB (Sebastian Elm)
Siemensbahn Viadukt Anstrich Musterflächen, Foto VBB (Sebastian Elm)